Via Bavaria

Am Neujahrstag 2011 starte ich mit guten Vorsätzen von Riedenburg, dem Anfang der Welt, zum Pfänder am Bodensee durch das südwestliche Bayern mit den ersten siebenzehn Etappen zum Ende der Welt.

In Tageswanderungen mit täglicher Anreise/Abreise zum/vom Start/Ziel gelange ich von Dahoam bis nach Augsburg.

Mit zunehmender Entfernung erweist sich dies nicht mehr als praktikabel. Zentral von Augsburg nehme ich daher die täglichen Strecken bis Türkheim unter die Füße.

Ab Türkheim bis Bregenz übernachte ich für eine Woche an meinem jeweiligen Zielort. Nicht nur das Ankommen, sondern das Verbleiben verstärkt das Erlebnis ungemein.

Von Türkheim nach Wörishofen

(Türkheim/Wörishofen, Sonntag, 01.05.2011)

Schluß mit Tagespilgern! Endlich geht es richtig los! In dieser Woche von Bad Türkheim auf dem Rest des Augsburger und dann dem Münchener Jakobsweg bis nach Bregenz an den Bodensee.

Um mich an meinen neuen großen Rucksack zu gewöhnen und die Stadt von Pfarrer Kneipp in Ruhe besichtigen zu können, belasse ich es an diesem schönen Sonntag bei Bad Wörishofen.

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Vom letzten Etappenziel in Türkheim an der Uferstraße laufe ich an der Wertach entlang vorbei an schon gemähten Wiesen mit duftendem Heu zum Wörishofener Stausee. Der scheint noch nichts vom Frühling mitbekommen zu haben, der Segelbetrieb liegt in jedem Fall brach. Dafür steht der Raps in voller Blüte.

Zum Abschluss dann Kurbetrieb in Wörishofen mit überfüllten Cafes und sogar einem Kurkonzert. Und das alles dank eines Pfarrers!

Von Forsthofen bis Türkheim

(Bobingen/Türkheim, Sonntag, 03.04.2011)

Am Sonntagmorgen treffe ich zur Kurzetappe von Forsthofen über Ettringen nach Türkheim ein.

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In Kirch-Sienbach ist es bis auf vereinzeltes Vogelgetschwitzer ganz still. In Anbetracht der vielen Räder und Autos etwas überraschend. Vielleicht ist gerade Wandlung. Kurz danach hebt dann das Kirchenvolk tatsächlich zu einem inbrünstigen Kommet zu Hauf, Psalter und Harfe wacht auf, lasset den Lobgesang hören an.

Lange schallt es im Tale in der Allee nach Sienbach noch. An der Wertach entlang erreicht man kurz vor Ettringen eine erschreckend große Papiermühle nach der man in die Ortschaft umgeleitet wird, um gleich wieder an den Fluss zurückzukehren. Das Auffallendste ist ein geschlossenes Cafe.

Unter den Schatten spendenden frisch austreibenden Bäumen erreiche ich dann Türkheim. Mit bemalten Ostereiern behängte Bäume bannen meinen Weg in das einladende Schlossgarten-Cafe zu einem Schnitzel Wiener Art mit Kartoffel-Gurken-Salat und abschließenden Apfelkuchen.

Von Augsburg bis Bobingen

(Augsburg/Bobingen, Freitag, 01.04.2011)

Das dreitägige Pilgerwochenende führt uns vom Augsburger Hauptbahnhof meist der Wertach entlang nach Türkheim. Für den heutigen Freitag ist Bobingen anvisiert.

Oh Schreck! Gleich geht es mal durch den langen Tunnel unter dem Bahnhof hindurch. Viele grelle Farbkleckse an den Wänden sollen auflockern, stressen jedoch fast noch mehr. Dann erklingt klassische Musik und ich empfinde die Penetration beinahe als Bereicherung!

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An unzähligen Schrebergärten vorbei geht auf dem Wertachdamm entlang. Das waren noch Zeiten als das Ziel sozialer Politik war, jedem Arbeiter sein Gärtchen zu sichern. Augsburg war (wahrscheinlich) einmal rot!

Die Zeiten haben sich nicht nur da geändert. Manches Hochwasser hat inzwischen nachgewiesen, dass die schnurgerade Kanalisierung der Wertach wohl nicht der Weisheit letzter Schluß ist. Und jetzt wird renaturiert, was zu renaturieren ist.

Zu Mittag machen wir Rast an einer neu angelegten Stromschnelle und können einen Fliegenfischer dabei beobachten wie er serienweise die Viecher aus dem Wasser zieht. Die Unterwasserwelt scheint also noch oder schon wieder in Ordnung zu sein. Oder haben die Tiere schon gelernt, dass für den Angler nur das Fangerlebnis zählt, und sie am Schluß mit dem Köder im Magen sowieso wieder im Nass landen?

Vom Kraftwerk Inningen aus mit dazugehörigen Stausee lässt sich auch schon unser heutiges Ziel in der Ferne erahnen.

Alles wäre heute leicht gewesen, wenn sich die Füße meiner Begleiterin nicht urplötzlich entschieden hätten, auf ihre Socken allergisch zu reagieren. Auf jeden Fall war das Rot in der Unterführung des Augsburger Bahnhofes matt im Vergleich zu dem, was auf den Sohlen, um die Fersen und die Knöchel sowie auf dem Rist gleichsam glühte. Glück im Unglück: die Bobinger Station war nicht mehr weit. Nach Augsburg mit dem Zug!