Von Appenzell bis Sankt Peterzell

(Appenzell/Sankt Peterzell, Montag, 03.10.2011)

Die Nacht zum Montag verbringe ich im Hotel Tübli, Raum 21. Und wie es sich für ein Taubenhotel gehört eher in einem Tübli-Schlägli (von Taubenschlag) als in einem Zimmer. Da ist ein Bett und ein enger Zugang, der nebenbei auch noch das Waschbecken aufnimmt. Auf jeden Fall kann es Quadratmeter-Zimmerpreis-Verhältnis mit jedem Luxushotel aufnehmen.

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Nach dem Frühstück, bei dem ich ohne Nachfragen glatt eine zweite Tasse Kaffee erhalte, starte ich bei Sonnenschein und klarer Sicht auf dem Appenzeller Jakobsweg nach Sankt Peterzell. Über Wiesenpfade geht es aufwärts mit wunderbaren Blicken auf die Gipfel und zurück ins Tal. In Gonten und Gontenbad will ich mich eigentlich verpflegen, aber am Montag schließt nicht nur die Gastronomie, sondern auch die ortsansässige Ladenwelt.

So geht es mit einem ziemlichen Knurren im Magen abwärts nach Urnäsch. Dort ist dann das Wirtshaus zum Engel offen. Es überrascht mich nicht mehr, dass statt einem Schweizer eine nette Niederländerin bedient.

Gestärkt geht es nach Urnäsch gleich steil bergauf. Oben angekommen heißt es mit einem Blick zurück Abschied nehmen vom Appenzeller Land.

Der Appenzeller Weg verläuft nun bis Sankt Peterzell fast immer auf geteerter Straße. Das stört mich nicht weiter, denn das Verkehrsaufkommen ist gering. Zweifellos komme ich auch sehr viel schneller und bequemer voran als auf Wiesenpfaden.

Schon eine halbe Stunde vor dem Tufenberg vernehme ich einen Superkuhglockensound aus der Höhe. Kurz vor dem Übergang zum Schöngrund erkenne ich dann als Ursache eine Kuhherde, die nicht nur die Glocken in einer, sondern in einer Vielzahl Größen trägt. Beim Abreißen des Grases werden so individuell die unterschiedlichen Töne erzeugt, die sich zufällig aber harmonisch immer wieder zu neuen Akkorden zusammensetzen. Die Kuhherde feuert ein wahres Konzert ab. Mein tiefster Respekt gilt dem unbekannten Bauern für die Auswahl und Zuordnung der richtigen Glocke zur richtigen Kuh. Ein wahrer Komponist und Dirigent!

Auf dem Tufenberg markiert ein altes Wirtshaus den Passübergang. Der Zustand lässt mich zweifeln, ob es noch betrieben wird.

Vom Tufenberg geht es runter nach Schöngrund. Gott sei Dank gibt es an jeder Ecke Tränken mit Trinkwasser, denn auch in Schöngrund steht keines der vielen Wirtshäuser zum Durstlöschen zur Verfügung. Und woraus eine Kuh säuft, trinke ich allemal!

Der restliche Weg auf der alten Autostraße bis kurz vor Sankt Peterzell fällt dann bis auf eine Hundattacke unter die Rubrik Abhacken. Das kurze Durchqueren des Neckertales sorgt dann noch für einen schönen Abschluss.