Von Castrojeriz nach Boadilla

(Castrojeriz/Boadilla-del-Camino, Sonntag, 20.09.2020)

Es ist kalt in Castrojeriz an diesem Sonntagmorgen! Es hat die ganze Nacht geschüttet. Wahrscheinlich wird es den ganzen Tag so weitergehen. Normalerweise setzt niemand an einem solchen Tag den Fuß vor die Wohnmobiltür. Insbesondere dann nicht, wenn er schon erkältet ist!

Auf dem Jakobsweg gelten anderere Gesetze: immer vorwärts!

Immerhin starte ich heute in langer Hose und Softshelljacke. Mein großer Aluregenschirm muß mich vor der Nässe schützen! Ein Regencape kommt nicht in Frage. Ich hasse die sich darunter anstauende Feuchtigkeit des Schweißes! Wenn schon nass, dann nur von außen!

Auf geht’s nach Frómista mit wenig Lust. Werde aber nur bis Boadilla-del-Camino kommen …

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Überraschend lange zieht sich der Weg durch Castrojeriz zu Fuße des imposanten Castillo entlang, Kirche an Kirche! Ich bin beeindruckt.

Dann gilt es, den Tafelberg Alto de Mostelares zu erklimmen. In der Hoffnung etwas Wärme in meinen Körper zu pumpen, nehme ich die steile Rampe freudig an. Leider nimmt mit jedem Höhenmeter die Intensität der Niederschläge zu. Es fordert einigen Aufwand und Geschick den durch die Taubeneier großen Regentropfen erzeugten Druck auf meinen Schirm auszugleichen. Das gelingt ganz gut, trotzdem dringt mehr und mehr Feuchtigkeit auf der linken Körperhälfte bis auf die Haut vor. Der Kilometer weite Blick über abgeerntete Getreidefelder auf der Hochebene vermag nur kurz über die schleichende Auskühlung hinweg zu trösten.

Nach zwei Stunden hört der Regen auf! Ich benutze die Gelegenheit zu einer kurzen Rast auf einer kalten Steinbank. Da hätte ich mich mal besser nicht hinsetzen sollen!

Die Kapelle Nicolas heitert etwas später nur wenig auf.

Am Ortsausgang von San-Itero-de-la-Vega verspüre ich plötzlich kolikartige Schmerzen in der Nierengegend. Wegen dem Pilgerpärchen hinter mir, war es nicht möglich zu pinkeln. Da ist der Blaseninhalt wohl in die Niere geschwappt. Gott sei Dank sind die größten Schmerzen nach einigen Minuten vorbei. Ein Druckgefühl bleibt.

Noch muss ich mich zwei Stunden nach Boadilla zum Wohnmobil schleppen. Die Luft ist raus!

Zu allem Überfluss fängt es wieder aus allen Kübeln zu regnen an. Ein vernünftiges Gehen ist auf den verschlampten Lehmwegen nicht möglich. Tatsächlich bieten die Stoppeln auf den abgeernteten Feldern mehr halt. Bequem ist anders!

In Boadilla ist dann erstmal Schluss. Was werden meine Eingeweide in den nächsten Stunden so machen?