Von Ligonde nach Furelos

(Ligonde/Furelos, Dienstag, 22.03.2022)

Gestern erteilte die Bäuerin hysterisch dem jungen Hund vom Gehöft in Ligonde einen Rüffel, weil er eine lebende Gans den Hals zwischen den Zähnen daher schleppte. Geknickt schlich er unverstanden mit eingezogenen Schwanz von dannen, dem Federvieh seine Freiheit überlassend. Heute überwacht er Pflicht bewusst und stolz mit wehender Fahne meinen Start nach Furelos vor der Einfahrt. Die Botschaft lautet: „Komm bloß nicht noch näher!“

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Bauernhof reiht sich an Bauernhof, Kuhflade reiht sich an Kuhflade, Kuhweide reiht sich an Kuhweide. Aber immer häufiger finden sich auch reizvolle Bars am Straßenrand. Diese sind um diese Jahreszeit von Haus aus oder wegen der frühen Tageszeit noch CERRADO.

So habe ich genügend Zeit mich über die schöne Landschaft zu freuen. Zur Abwechslung bietet ein Friedhof die Gelegenheit, sich über Bestattungspraktiken Gedanken zu machen. Offensichtlich werden hier die Toten nicht eingegraben, sondern von der Seite durch die Mauer in die Gräber eingeschoben. Dies erlaubt eine Platz sparende einfache vertikale Schichtung.

Bald zeigt sich Palais de Rei im Tal. Zeit für eine erste Pause! Aber sollte man nicht zufällig am Stellplatz hinter der Stadionmauer übernachten wollen, gibt es keinen Grund länger zu verweilen. Wieder eine Menge Pilgerherbergen. Wie werden die gefüllt?

Im Schweiße meines Angesichts erreiche ich, ohne auf dem ganzen Weg einen Kollegen gesehen zu haben, den finalen Abstieg nach Furelos. Der Fahrerin ist es tatsächlich gelungen, mit unserem Kasten in den engen Dorfkern gegenüber der Brücke einzudringen. Jetzt richtet sie ihr Handy auf mich, um meinen eleganten Slalomlauf bergab zu filmen. Leider vergisst sie vor Begeisterung, den Auslöseknopf zu aktivieren. So ist dieses einmalige Dokument der Zeitgeschichte für immer verloren.

Von Portomarin nach Ligonde

(Portomarin/Ligonde, Montag, 21.03.2022)

Der Führer meiner Wahl sieht für die zwei Etappen nach Palas de Rei und Arzúa insgesamt 54 Kilometer vor. Das ist mir zu viel! Der Weg wird in drei Etappen aufgeteilt! Die erste führt nach Ligonde, das sich durch nichts anderes auszeichnet als nach einem Drittel der Strecke zu liegen.

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Der Start in Portomarin erfolgt an der Kirche, die vor der Überflutung durch den Umzug auf höher gelegenes Gebiet gerettet wurde.

Fast alle, die gestern in Sarria starteten, sind bis Portomarin gegangen. Dementsprechend wiederholt sich auch hier der Massenstart. Und morgen wird das gleiche in Palas de Rei geschehen.

Zur Entkoppelung ist es gar nicht so schlecht, heute in Ligonde zu stoppen.