Von Rohr bis Landshut

Am dritten Tag der Oberpfälzer Fußwallfahrt bricht die Hemauer Gruppe um 06:00 Uhr in Rohr nach Landshut auf. Für mich heißt das: um 03:00 Uhr aufstehen, um 04:00 Uhr nach Rohr über sämtliche Dörfer zwischen Hemau und Painten mit Meier Busreisen fahren. Um 05:00 Uhr pünktlich betrete ich die Klosterkirche in Rohr zur Sonntagsmesse.

Überwältig von der Asam-Plastik Mariä Himmelfahrt im Chorraum lausche ich den Worten des mit einem Dauerlächeln ausgestatteten, stets Zuversicht wofür auch immer verheißenden Priesters. Die kirchliche Public-Relation-Abteilung hat wohl erkannt, dass die formale Position der kirchlichen Hirten auf die Dauer alleine nicht ausreicht, um die Schafe in ihrem Volk zu erreichen.

So ist es wohl auch kein Zufall, dass der Pfarrer von Ars im Mittelpunkt der Predigt steht. Bei aller Sympathie für den Prediger und dessen Ausführungen kann ich dann doch keine Verbindung zwischen den Mühen einer Fußwallfahrt und den Selbstgeißelungen des Heiligen sehen: meine Freude an der Wallfahrt kommt aus dem Gehen und dem dabei erlebten Schönen, wovon ich Schmerzen mit absoluter Sicherheit ausschließe. (Der Pfarrer von Ars hat ja auch seine Selbstgeißelungen als Jugendtorheit relativiert.)

Auf dem Weg nach Rottenburg weht ein kalter Wind entgegen. Gestern noch hatte ich die Leute mit einer Zipfelmütze belächelt, heute weiß ich: alles Erfahrung. Nicht einmal gegen Handschuhe hätte ich heute etwas einzuwenden. Aber sonst läuft es gut: Schuhe passen, unter der teueren Softshelljacke immer ein gutes Wohlfühlklima.

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Nach der Andacht in dem Marienjuwell Heiligenbrunn erlebe ich zum ersten Mal Wallfahrtsgastronomie in Hohenthann beim Verzehr eines Gulasches. Das große Vertrauen, das die Wirte in die Ehrlichkeit der Wallfahrer beim Zahlen setzen, ist beinahe alleine schon die Wallfahrt wert: zunächst kann man soviel essen wie man will, dann kann man mehr oder weniger soviel zahlen wie man will.

Auf dem Weg nach Oberglaim sorgt das Lourdeslied für euphorische Stimmung. Körperlich habe ich überhaupt keine Probleme, weshalb ich hochmütig beschließe, das Stück vom offiziellen Ende in Hascherkeller zu meiner Unterkunft in der Landshuter Innenstadt auch auf Schusters Rappen zurückzulegen. Nur Gespräche mit anderen Pilgern an roten Ampeln unterbrechen meinen Powermarsch.

Einer erzählt mir dabei, dass seine ganze körperliche Vorbereitung in einem einzigen Spaziergang bestand. Da er das 28.Mal dabei ist, wird er schon wissen, was er tut. Momentan glaube ich das nicht. (Am Ende hat er es tatsächlich geschafft.)

Um 19:00 Uhr treffe ich in meinem Hotel ein und bin an diesem Tag fast 39 km gelaufen. Persönlicher Rekord!