Via Helvetia

Vom Anfang zum Ende der Welt bin ich in den Jahren 2011 bis 2013 für einen Tag in Österreich mit Start auf dem Pfänder und dann in der Schweiz über Einsiedeln, Iseltwald, Freiburg mit dem Endziel Genf auf 21 Etappen unterwegs .

In Einsiedeln breche ich ab wegen eines Schlechtwettereinbruchs, in Iseltwald wegen unerträglicher Schmerzen im linken Bein. Da die Ursache nicht klar ist, erledige den Rest von jeweils einem zentralen Hotel mit schneller Hilfe zur Sicherheit.

Von Einsiedeln bis Ingenbohl

(Einsiedeln/Ingenbohl, Freitag, 08.06.2012)

Kurz nach neun Uhr komme ich am Freitagmorgen wieder am Einsiedelner Bahnhof an für den nächsten Teilabschnitt zum Finis Terre mit dem Ziel Fribourg. Eine abenteuerliche Anreise von München über Ulm, der Schwäbischen Eisenbahn nach Friedrichhafen, und dem Schiff über den Bodensee nach Romanshorn liegt bereits hinter mir. Eine ziemlich schwere Etappe nach Ingenbohl über den Hagenegg mit 1455 Metern immerhin der höchste Punkt der Schweizer Jakobswege habe ich noch vor mir.

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Der Wettergott scheint noch einmal ein Erbarmen zu haben. So hört es nach Verlassen von Einsiedeln zum Regnen auf. Dafür fängt es beim Kloster Au aus allen Kübeln zu schütten an. Und bis zur Ankunft am Abend in Ingenbohl soll es nicht mehr aufhören.

Bis Alpthal klappt es ganz gut unter dem Regenschirm. Doch beim Aufstieg zum Hagenegg in der direkten Falllinie parallel zu einem herabstürzenden Bach kann ich mir diesen Luxus nicht mehr leisten. Aber es ist sowieso egal, ob ich vom Regen oder vom Schweiß nass bin.

Dann steht auch noch eine Überquerung des Gewässers an. Ansonsten ein Rinnsal ist er jetzt kniehoch angeschwollen. Und ich muss dadurch ohne den Grund mit den Steinen zu sehen und einem schweren Rucksack auf dem Buckel! Ich sehe mich schon in der vertikalen Lage. Meine Stiefel geben mir aber einen guten Halt und, obwohl unter Wasser, bleiben sie innen trocken. Das Produkt hält, was die Werbung verspricht Trotzdem ist mir das immer noch ein Rätsel.

Bis zum Hagenegg geht es in einem Nebelband. Obwohl die Mythen sich in unmittelbarer Nähe befinden müssten, ist nichts von ihnen zu sehen. Erst bei einer kurzen Pause klart es auf, und die Mythenwand liegt unmittelbar vor mir. Welche Ausblicke sind mir entgangen?

Kann man den Aufstieg noch als sportliche Herausforderung ansehen, ist der Abstieg mit 1000 Metern Differenz (!) nach Schwyz in einem als Weg umfunktionierten Bachbett eine einzige Schinderei. Die Schönheiten des Ortes sind mir daraufhin ziemlich Wurst. Einzig ein Supermarkt mit Futter weckt mein Aufmerksamkeit.

Erschöpft gelange ich zu meiner heutigen Bleibe,dem Gästehaus Mutter Theresa des Klosters Ingenbohl. Wer hätte das gedacht, dass sich eine Schwester einmal um mein Nachtlager kümmert? Recht herzlichen Dank!

Von Schmerikon bis Einsiedeln

Schmerikon/Einsiedeln, Donnerstag, 06.10.2011)

Schiffchen fahren in Schmerikon nur sonntags. Deshalb fällt die Seerundfahrt auf dem Züricher See am Mittwoch aus. Neben Schlafen verbringe ich den Tag mit der Planung der nächsten Etappen und schon der Heimreise. Wer weiß schon, wann ich wieder einen so einfachen Internetzugang erhalte wie im Hotel Seehof.

Um genug Zeit zum Genießen und für ein Mittagsschläfchen unter einem Baum zu haben, will ich mir für die Etappe nach Einsiedeln zwei Tage genehmigen. Nach Studium der Unterkunftspreise in Lachen als potentiellen Übernachtungsort kehre ich wieder zur Eintagesvariante zurück.

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Früh breche ich am Bahnhof Schmerikon nach Osten auf. Ich werde den See umgehen und nicht bei Rapperswil über den Damm queren. Oh wie schön, dass ich wieder laufen darf!

Die Schmerikoner Aa überquere ich an der überdachten Brücken. Keine Ahnung warum dies sein muss!

Die Linthbordkapelle erlaubt eine stille Einkehr!

Auf der Bank an der Kapelle St.Jost bei Galgenen mache ich richtig Brotzeit.

Hinter Lachen geht es aufwärts über einen Grat zur Johannisburg. Am Südhang wird Wein angebaut:leider sind alle Reben im Frühjahr erfroren. Der Norden lässt nach Rapperswil blicken.

Bald geht es steil und lang zum Etzelpaß mit der Meinradskapelle. Als ich sie betrete, ist es noch wunderbar warm. Beim Verlassen hingegen überraschend kühl. Eine Kaltfront ist eingetroffen. Noch hat die kalte die warme Luft in den tieferen Lagen nicht verdrängt. Zweifellos wird sich das Wetter aber ändern.

Noch kann ich die Mythen erkennen. Irgendwo davor liegt Einsiedeln in der Tiefe.

Noch ist es aber ein Stück über ein ziemlich kupiertes Gelände. Die Zeichen für die Nähe des Wallfahrtortes mehren sich. In einer Hütte am Wegrand hat schon mancher seinen Sorgenstein und sein Kreuz liegengelassen.

Und dann stehe ich doch endlich nach tagelanger Wanderung wie tausend andere zuvor an der Kirche auf dem großen Platz, zwar zu renovieren aber trotzdem imposant.

Dem Inneren werde ich mich morgen widmen. Für das erste suche ich Zuflucht im Sankt Joseph. Als ich in meinem Zimmer das Fenster öffne, fängt es zu regnen an. Und es wird die nächsten Tage nicht mehr aufhören.

Den folgenden Freitag verbringe ich mit einer Besichtigung des Klosters. Die Bibliothek ist schon sehr eindrucksvoll und zeugt von seiner großen Vergangenheit. Ich nehme an der Trauerfeier für einen verstorben Mönch bei. Wenn da an die dreißig Benediktinern mit rituellen gregorianischen Gesang und tief in das Gesicht fallenden schwarzen Kapuzen vor den offenen Sarg ziehen, wird es einem schon ganz anders. Einheimische weisen mich in die Geheimnisse der Gruft ein, die nur zu solchen Anlässen geöffnet wird.

Zum Samstag geht der Regen teilweise in Schnee über. Nach Rat von Einheimischen will ich mir die Etappe über den Hagenegg unter diesen Bedingungen in diesem Jahr nicht mehr antun.

Im Frühsommer 2012 soll es weitergehen auf dem Jakobsweg durch die Schweiz. In weiteren sieben Etappen bis nach Fribourg versuche ich dem Ende der Welt wieder ungefähr 220 km näher zu kommen. Starten werde ich mit der Etappe von Einsiedeln nach Ingenbohl.