Von Hemau bis Bettbrunn

Es ist Acht. Ich sitze beim Frühstück und überlege, wohin ich den an diesem Pfingstsonntag gehen könnte. Ein paar Kilometer dürften es schon mal wieder sein.

Da fällt mir ein, heute ist die 531. Hemauer Fußwallfahrt nach Bettbrunn. Ausgerechnet dorthin zu gehen und das über Jahrhunderte ist schon einmal Grund genug, sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Leider sind die Wallfahrer schon um Viertel nach Sieben aufgebrochen.

Da bleibt nur hinterherlaufen. Die Strecke nach Riedenburg und Grub dahinter kenne ich wie meine Westentasche. Spätestens dort werde ich den Zug eingeholt haben. Kurz vor Neun breche ich auf.

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Strammen Schrittes geht es durch die Hoi unter Bügerl vorbei. Bedeckter Himmel! Nicht zu warm, nicht zu kalt! Schuhe passen! Rucksack sitzt! Optimal!

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Hinter Altenlohe ist schon der Beckerberg mit dem Sendermast. Am Anstieg selbst ist nichts unangenehmes. Schweinestallemissionen unten sind wohl oder übel gewöhnlich. Der ortsfremde Teergestank an der Baustelle oben an einem Feiertag schon merkwürdig.

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Bei Jachenhausen lädt ein Bänklein zur Rast. Noch keine Zeit!

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Auch beim Teufelsfelsen keine Zeit, um einen Blick ins Tal zu werfen! Immer weiter!

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Bei der Schneiderkapelle dann die ersten Spuren des Zuges, der sich vor dem wahrscheinlich gebetsfreien Abstieg nach Riedenburg wohl vorübergehend aufgelöst hat.

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Elf Uhr! An der Bank unter dem ehemaligen Steinbruch habe ich nun genügend Zeit für eine Brotzeit bei Grillengezirpe und Vogelgezwitscher. Das ist schon ein tolles Plätzchen hier!

Grub kann ich leicht bis Viertel vor Eins erreichen. Gemütlich spaziere ich durch Riedenburg dem Sammelpunkt für den kollektiven Weitermarsch zu.

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Fast keine Hemauer am Start! Ungefähr hundert Teilnehmer!

HemauBettbrunn_Strasse

Nach Überquerung einer Kreisstrasse mit eigens angelegter Treppe zum Erklimmen einer Straßenböschung wird Hattenhausen auf Waldwegen auf-und-ab erreicht. Der Beteifer der Wallfahrer vom Kind bis zum Senior ist durch nichts zu brechen. Unter festlichen Gebimmel wird der Ort durchquert. Die Einwohner selbst halten sich in ihren Häusern versteckt.

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Schafshill lässt man links liegen, und es erfolgt der Abstieg nach Sandersdorf mit eindrucksvoller Sicht zum Schloss. Die nächste große Rast ist im dortigen Gasthaus. Ohne Stau erfolgt der Durchmarsch in den Saal zu Kaffee und Kuchen. Bis Vier genug Zeit sich zu stärken. Falls dies Überhaupt notwendig ist. Alle scheinen in bester Verfassung.

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Nach Steinsdorf gilt es nochmals eine anspruchsvolle Bergkuppe zu überwinden. Selbstverständlich betend und singend! Keiner denkt daran aufzugeben. Rein optisch muss das auch keiner. Man weiß, worauf man sich einlässt.

Der Einzug in die Salvatorkirche ist triumphal. Zwar ohne Pauken und Trompeten! Aber die einmalige Atmosphäre der innereren Zufriedenheit, des Mit-sich-selbst-und-Gott-im-Reinen sein, überstrahlt in einem solchen Augenblick immer wieder alles. Sie ist mehr als der Stolz auf die gebrachte körperliche Leistung. Viele werden schon jetzt beschließen, dies im nächsten Jahr wieder zu erleben.

Von Altmannstein nach Stammham

(Altmannstein/Stammham, Montag, 03.01.2011)

Die zweite Etappe zum Finis Terrae benutzt auf dem Ostbayerischen Jakobsweg den Abschnitt von Altmannstein über Bettbrunn nach Stammham.

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Ich habe volles Vertrauen, dass die Bayerische Staatsforsten den Schnee ordentlich von ihren Wegen im Köschinger Forst räumen. Und ich werde nicht enttäuscht. Bis auf wenige Stellen beim Aufstieg in Altmannstein und später außerhalb des Waldes, in denen ich schon mal bis zu den Knien versinke, kann ich einen halben Tag lang bequem durch den Winterwald zu spazieren.

Am Morgen hat zudem eine dünne Schicht Pulverschnee viele alte Spuren beseitigt. Vor mir liegt eine scheinbar saubere Welt. Jemand scheint es besonders gut mit mir zu meinen. Die bayerische Verwaltung schließe ich in diesem Fall aus. Oder mehr Dusel als Verstand!

Keine Spur! Aber trotzdem leuchtet ein Licht!

Ein Wegweiser zeigt mir die verbleibende Entfernung nach Santiago: 2600 km. Ich muss schon jetzt meine Planung revidieren.

Die Pyramiden für den Frieden in der Welt hätte ich unter dem Schnee fast übersehen. Leider konnte ich bei all der weißen Pracht auch keinen Stein finden. Beim nächsten Mal werde ich einen von der Kiesbank vor dem Kloster Weltenburg dabei haben!