Von Aire-sur-l’Adour bis Pimbo

(Aire-sur-l´Adour/Pimbo, Montag, 08.07.2019)

Schwarze Wolken hängen über Aire. In der Nacht zieht eine Kaltfront über das Land und einige Tropfen fallen. Aber es ist immer noch zu warm als das sich die Wolken ergießen müssten.

Ich bin gut drauf! Ich erhole mich gut in der Nacht! Ich habe immer noch keine Blase! Auch sonst keine Wehwehchen!

Vom Campingplatz geht nach Miramont-Sensacq. Wenn es gut läuft bis nach Pimbo!

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Bei der Kathedrale Saint-Jean-Baptiste stadtauswärts kommt mir Sylvie (Typ ergrauende katholische Religionslehrerin mit stets positivem Lächeln und gepflegten Kurzhaarschnitt) stadteinwärts entgegen. „Ach, es ist egal, wo man ist! Stecke Dein GPS in den Rucksack! Das macht Dich frei!“, bekundet sie auf Englisch. Auf der anderen Seite schließt sie sich mir gerne an, denn ich kenne die wahre Richtung

Wir besichtigen die Abteikirche Saint-Quitterie mit dem Grab der gleichnamigen Heiligen, der für ihren Glauben an die Einheit von Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist auf Veranlassung des eigentlich auserkorenen zukünftigen Gatten der Kopf abgeschlagen wurde. Meine zynische Bemerkung „Es gab Zeiten als Frauen noch wussten, was wichtig ist.“, kommt nicht an. Ihre enthusiastische Übersetzung von Gebetsanliegen, die in Französisch auf Zetteln gedruckt am Portal ausliegen, verstehe ich nun wieder nicht. Wir haben ein Kommunikationsproblem.

Wir gehen am Stausee oberhalb von Aire vorbei, ohne uns etwas sagen zu können. Sylvie singt etwas „Heidschi Bumbeidschi“ ähnliches , ohne mir mitzuteilen, was sie daran so freut.

Nach der Autobahnunterführung geht es leicht bergauf. Schnell entsteht eine Lücke. Sie wird nicht mehr geschlossen.

Schnurrgerade geht es Kilometer parallel der Autobahn A63. Eigentlich könnte man auch auf dem Standstreifen laufen. Die schwarzen Wolken, der graue Wegbelag, das kontrastlose Grün der Weinfelder sorgen nicht gerade für eine heitere Stimmung. So muss sich Noah gefühlt haben, kurz bevor die Sintflut einsetzte. Allein dass er trotz schnellen Schrittes nicht merklich ermüdet, erfreut mich alten Bock!

Den Wasserturm von Miramont habe ich gestern schon verschwommen in großer Entfernung wahr genommen. Schön langsam wird er plastischer und greifbarer. Ich nähere mich dem Mittagsziel.

Miramont -Wasserturm

Bei Miramont ändert sich der Charakter der Landschaft. Es wird hügeliger. Die Pyrenäen künden sich an, aber wegen der diesigen Luft sehe ich sie noch nicht.

Ein kurzer Aufstieg! Dann gibt es im Campingvan Macaroni mit Bolognese! Und ein kühles 188 Milliliter Bierchen aus einem feucht angelaufen Fläschchen!

Miramont – Aufstieg

Das obligatorische Mittagsschläfchen vor der Kirche unter schattigen Bäumen wird gewaltsam durch eine Herde Ameisen abgebrochen, die meinen Körper als Nahrungsquelle entdeckt haben.

Miramont – Kirche Saint-Jacques (außen)

Ein Bewegungsmelder in der Kirche sorgt für die Beleuchtung der Apsis und für das Abspielen von meditativer Musik. So kommt heute auch einmal der spirituelle Aspekt meiner Wanderung zu seinem Recht.

Miramont – Kirche Saint-Jacques (innen)

Mit Miramont beginnt das Baskenland. Kulturell und verwaltungstechnisch! Für den Wanderer bedeutet dies eine auffällige Zunahme der bisher sehr spartanischen Raststellen mit Wasser, Sitzgelegenheiten und Informationstafeln. Selbst die immer freundlichen Menschen scheinen noch herzlicher als bisher.

Mit Miramont beginnen langsam auch die Pyrenäen. Anstelle des Wein- tritt mehr und mehr der normale Ackerbau. Hie und da weiden auch schon wieder Kühe. Auf dem Weg nach Pimbo gilt es einige Täler mit kurzen aber satten An- und Abstiegen zu bewältigen.

Selbstverständlich geht es dorthin nicht auf dem kürzesten Weg. Der Fremde soll nur nicht sagen, er habe etwas versäumt. So habe ich Pimbo schon schon links vor Augen! Dann doch nochmal rechts ein schöner Abstieg mit nochmaligen noch schönerem Aufstieg bis direkt zur archaisch anmutenden Kirche nach Durchquerung eines verfallenen Hinterhofes!

Pimbo - Kirche
Pimbo – Kirche

Das tausend Jahre alte Portal zeugt von aufregenderen Zeit, die Pimbo schon erlebt haben mag.

Pimbo - Portal
Pimbo – Portal

Das Eintauchtaufbecken von hunderte Jahren alten Schimmel durchwachsen! Wer könnte sich hier wehren, sein Kind in den Schoß der Kirche aufzunehmen?

Pimbo - Taufstein
Pimbo – Taufstein

Wahrlich ein würdiger Ort eine Etappe abzuschließen!

Pimbo - Ankunft
Pimbo – Ankunft

Von Nogaro bis Aire-sur-l’Adour

(Nogaro/Aire-sur-l´Adour, Sonntag, 07.07.2019)

Sonntagmorgen kurz nach sechs! An der Kathedrale vorbei ab nach Aire-sur-l’Adour! Kein Mensch weit und breit! Keine Messe hier! Vielleicht hätte ich sie sogar besucht.

Kein Mensch? Doch! Sylvie! Sie kreuzt entgegen der erwarteten Richtung etwas entfernt meinen Weg! Ich bin froh, dass sie mich nicht entdeckt! Zu früher Stunde fehlt mir die Muse für ihren Gesang. Denn sie drückt ihr Glück, auf dem Jakobsweg zu gehen, durch das ständige Absingen von Liedern aus ihrer Kindheit in Französisch aus.

Ich gehe in jedem Fall in die entgegengesetzte Richtung. Es geht auf Feldwegen entlang nicht nur durch Weinfelder, sondern auch an Maisäckern vorbei. Aber Grün bleibt Grün.

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Da ein Bauernhof im Fachwerkstil! Der Besitzer lädt die Pilger zum Rasten ein! Selbstbedienung ist angesagt. Aus purer Lust hole ich eine Limonade aus dem Kühlschrank. Auf einem Zettel wird ein Euro erbeten, den ich prompt in eine eigens dafür aufgestellte Schachtel werfe.

Die Absenkung der Körpertemperatur durch das kalte Getränk erhöht ungemein meine Laufbereitschaft. So komme ich gut voran bis zur Pause an einer gemähten, zum Hinlegen einladenden Weggabelung. Ich knacke kurz aber tief.

Dann wird es flach!

Zunächst verpasse ich mal wieder einen Abzweig zu einer aufgelassenen Bahntrasse, an der ich dann Kilometer lang bis nach Barcelonne dahin vegetiere. Erstaunlich wie die Bahnhäuser denen in Deutschland gleichen!

Vor dem faden Industriegebiet von Aire gibt es mit Barcelonne und seinem alten Waschhaus nochmals einen kleinen Lichtblick.

Dann taucht auch schon auf dem gegenüberliegenden Ufer des Adour am Campingplatz ein Van auf, den ich den für den unseren halte. Das stimmt zwar nicht, weil der schon im Campingplatz steht. Aber auf jeden Fall gibt er den Weg vor. Nichtsdestoweniger sorgen die unterschiedlichen Annahmen über den Standort für einige Irritationen im Telefonat mit meinem Coach.

Aire habe ich eigentlich für einen Autobahnrastplatz gehalten. Immerhin ist eine Autobahn nicht weit. In Wirklichkeit handelt es sich aber um eine Stadt und eine wirklich schöne Fläche am Fluss.

Es geht über die Adour-Brücke und Platz mit hohen Platanen im Schatten der ortsüblichen Stierkampfarena zum kühlen, vor der Sonne geschützten Stellplatz. Es gib zur Zeit nichts Überzeugenderes als ein schattiges Plätzchen. Außer ein kühles Bier!

Aire sur l\'Adour - Brücke
Aire sur l\’Adour – Brücke

Es ist Trinken, Essen und Erholung angesagt vor einem kleinen Rundgang am Abend. Vorher herrscht dort sowieso tote Hose, da Siesta!

Aire sur l\'Adour - Innenstadt
Aire sur l’Adour – Innenstadt
Aire sur l\'Adour - Kathedrale St.-Jean-Baptiste
Aire – Kathedrale St.-Jean-Baptiste
Aire sur l\'Adour - Kathedrale St.-Jean-Baptiste
Aire sur l’Adour – St.-Jean-Baptiste
Aire sur l\'Adour - Getreidehalle
Aire – Getreidehalle
Aire sur l\'Adour - Getreidehalle
Aire – Getreidehalle

Und zum Schluss Schlafen nach etwas französischer Feierabendromantik!

Von Eauze bis Nogaro

(Eauze/Nogaro, Samstag, 06.07.2018)

In Eauze muss ich zunächst mal wieder den Einstieg in die Jakobsroute finden. In größeren Orten ist es manchmal gar nicht so einfach, die rot-weißen Marken des GR65 zu finden. Manch einer soll sich wieder in die Richtung aufgemacht haben, aus der er gekommen ist.

Um nach Nogaro zu kommen, muss ich auf jeden Fall an der Kathedrale vorbei. Mit einer gewißen Erleichterung nehme ich dann in deren Nähe die Farbflecken wahr. Es ist gut zu wissen, auf dem richtigen Weg zu sein.

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In Eauze ist am frühen Morgen großes Reinemachen angesagt. Keine Hinterlassenschafft der gestrigen Nacht darf auf die große Party hinweisen. Nur damit sich heute Abend und morgen das gleiche wiederholen kann. Leider werde ich dann zum Stierkampf schon ganz woanders sein.

Außerhalb dann nichts als Weinfelder, nichts als Weinfelder und nochmals Weinfelder. Hier wächst der Rohstoff, aus dem der berühmte Armagnac gebrannt wird. Manchmal bedauere ich fast mit solchen Lastern nichts anfangen zu können!

Zur Abwechslung kommen vor Manciet größere Fischteiche. Dabei bin ich mir nicht ganz sicher, ob ihr Hauptzweck nicht die Bewässerung ist. Auf jeden Fall hätte ich durch sie abkürzen können. Stattdessen führt die Route um sie herum.

Auf einer Parkbank ist Mittagspause angesagt. Statt Schnaps, Fisch und Bagutte gibt es Wasser, Salami und Nüße.

Auf der D 931 gehe ich weiter, werde auf einen immerhin schattigen Feldweg umgeleitet, um dann wieder auf die Departmentstraße zurückgeführt zu werden. Dort zeigt ein GR-65-Schildchen: „Links weiter!“

Die Frage ist jetzt nur: wie weit links? Links auf der D 931, oder noch weiter links durch ein Gehöft auf einem Feldweg. Ich entscheide mich zunächst für die Straße, weil ich keine Lust habe, in den landwirtschaftlichen Gebäuden auf einen der üblichen Hunde zu treffen. Nach ein paar hundert Metern überlege ich mir das anders, kehre um und nehme den anderen Weg, der mir dann doch nicht geheuer erscheint. Also doch auf der Straße weiter!

Viel Verkehr! Viel Hitze! Macht wirklich keinen Spaß! Auf jeden Fall die kürzeste Verbindung nach Nogaro! Auf jeden Fall bin ich auf dem richtigen Weg. Denn die hochfrequenten Motorengeräusche vom Circuit Paul Armagnac werden immer lauter.

Sie werden erst mit Einbruch der Dunkelheit verstummen und gehören zu Nogaro wie die Stierkampfarena. Leider sind die Stiere an diesem Wochenende in Eauze. Aber immerhin bin ich jetzt hier!

Nogaro - Arena
Nogaro – Arena

Meine Frau wartet. Nur ist die Sonne seit ihrer Ankunft gewandert, der Campingvan ist nunmehr ihren Strahlen ohne Schutz ausgesetzt und bietet Schatten für den einstmals Schatten spendenden Baum! Da gilt es ein anders Plätzchen zu finden. Wir finden es unter ein paar Bäumen in einer erstaunlich ruhigen Nebenstraße nahe der Kathedrale mitten in der Stadt unabhängig vom Sonnenstand. Schatten war noch sie so wertvoll wie heute!

Nogaro - St.Nicolas
Nogaro – St.Nicolas
Nogaro - St.Nicolas
Nogaro – St.Nicolas

Da hat man nach einiger Zeit schon noch Lust, einen typisch französischen Trödelmarkt zu besuchen.

Nogaro - Markt
Nogaro – Trödelmarkt

Ja, und ein kühles Bierchen gab es auch noch!

Von Routges bis Eauze

(Routges/Eauze, Freitag, 05.07.2019)

In der Morgenkühle breche ich am Friedhof von Routges nach Eauze auf mit dem festen Vorsatz immer genügend Wasser vorrätig zu halten.

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Ein Traktor dreht mit einer Weinstockschneidemaschine seine Runden durch ein Weinfeld, um die horizontalen Zweige zu kürzen und so die ganze Kraft auf das vertikale Wachstum mit den Reben zu konzentrieren. Ein Luftstrahl wird von unten mit schaurigem Lärm durch das Gewächs geblasen. Rotationsmesser an den Seiten erledigen dann den Rest. Eine tolle Maschine!

Bis Montreal ist dies so ziemlich die einzige Abwechslung. Dort gibt es auf einem Bauernmarkt die vielfältigen Produkte der Region zu begutachten.

Mit kurzen Ausnahmen folgt der Weg zum Ziel einer ehemaligen Bahnlinie. Im Laufe der Jahre haben sich entlang der Strecke Bäume angesiedelt, die nun für einen angenehmen Schatten sorgen.

Meine Mittagspause halte ich auf einem einsamen Bauernhof oder eher Agrarfabrik im Schatten einer Maschinenhalle unter einer Vielzahl von Mähdreschern. So bringe ich mich ganz nebenbei auf den neuesten Stand der Agrartechnologie.

Irgendwann schließe ich dann zu einem australischen Ehepaar auf. In einer Snackbar kommen wir bei einem kühlen Bier ins Gespräch: Sie seien schon auf einen spanischen Jakobsweg nach Campostella gegangen, auch sie benutzten einen Campingbus, allerdings war er der Fahrer und sie der Geher, er wollte seine freie Zeit Golf spielen, was nicht so gut klappte, deshalb wandere er auch diesmal, im Gegensatz zu seiner Frau sehe er das Pilgern ziemlich skeptisch: „Hopefully I know at the end why I have done this!

Das Bier zündet jetzt den Turbo in mir. Die beiden sind zu langsam. In der Hoffnung, uns die nächsten Tage wieder zu sehen, verabschieden wir uns. Es bleibt bei der Hoffnung.

Früh Komme ich in Eauze an, wo ich bin ich mit meiner Frau das Zentrum besichtige.

Eauze - Zentrum
Eauze – Zentrum

Für die nächsten Tage ist hier großer Trubel angesagt. Ganze Straßenzüge sind für den Verkehr gesperrt und für Fahrgeschäfte reserviert. Den Höhepunkt bildet eine unblutige Stierkampf-Siesta am Sonntagabend. Da werden wir leider schon wieder ganz wo anders sein.

Eauze - Fest
Eauze – Fest

Auch in Eauze hat das Mittelalter seine Spuren in Form einer Kathedrale hinterlassen.

Eauze - Kathedrale
Eauze – Kathedrale
Eauze - Portal
Eauze – Portal

Die Erlebnisse dieses Tages werden auf dem Camping Municipal im Kampf gegen die Tücken des mobilen Internets in diesem Blog festgehalten.

Eauze - Camping
Eauze – Camping

Von La-Romieu bis Routges

(La Romieu/Routges, Donnerstag, 04.07.2019)

Unser Standplatz in La Romieu liegt mitten im Dorf. Trotzdem bleibt es die ganze Nacht außergewöhnlich still. Kurz vor Mitternacht kreuzen mehrere Spaziergänger in der kühler werdenden Nacht auf, um ihre Kinder und Hunde auszuführen. Die Hitze des Tages verhindert das zur Zeit

Das erzählt mir zumindest meine Begleiterin. Ich freilich bekomme davon nichts mit. Meine Schlafzeiten habe ich den Hühnern angepasst: mit Sonnenuntergang geht es in die Koje, mit Beginn der Morgendämmerung beim ersten Krähen eines Hahnes wieder raus. Mit dem Sonnenaufgang bin ich mit dem Frühstück fertig, das jetzt nicht mehr aus Schinken mit Spiegeleiern besteht, sondern aus Müsli mit Banane.

Auf geht es dann zur Kirche nach Routges. Hier handelt es sich nach dem Reiseführer um ein epochales Bauwerk. Einen gewißen Charme hat has Gebäude mit seinem Schimmel durchwachsenen Taufstein und zusammengebrochen Beichtstuhl schon auch. Am meisten fasziniert jedoch der Kontrast den alten verwitterten Kalksteinmauern zu den satt grünen Rebstöcken der umgebenden Weinfelder. Wo kommen eigentlich die Toten her, die dort begraben sind? Der einzige Mensch, den ich dort bei Ankunft antreffen werde , ist mein Coach (wie sich meine Frau seit neustem bezeichnet). Und sie hat das Warten auf mich unter den Schatten von Bäumen bei Temperaturen an die vierzig Grad auch noch als sehr schön empfunden!

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Doch der Reihe nach!

Zunächst komme ich Castelnau, wo die deutsche Wehrmacht im zweiten Weltkrieg ihr Unwesen getrieben hat. Der ganze Ort ist ein Denkmal für den Widerstand.

Durch mehrere kleine Bachtäler gelange ich an einem Stausee mit reifen Pflaumen an den Ufern vorbei nach Condom. Von weitem grüßt die Kathedrale. Aufgrund einer Trauerfeier ist mir jedoch von eher an Disco-Türsteher erinnernden Guards der Zutritt verwehrt

Einzige schattige Sitzgelegenheit ist ein Felsblock unter einem überdimensionalen Felsblock, den ich prompt zur Aufnahme meiner Salamischeiben mit Walnüssen statt Baguette benutze. Lange bleibe ich jedoch nicht. Die Sonne wandert weiter am Horizont und setzt mich ihrer prallen Hitze aus. Nicht gerade erholsam.

Mit dem Verlassen von Condom beginnt meine Leidenszeit. Zunächst fordert mein Körper zusätzliche Flüßigkeitsaufnahme zur Verdauung der Hartwurstscheiben. Arroganterweise habe ich natürlich meine Wasservorräte nicht aufgefüllt. Nach Murphy gibt es keinen Wasserhahn, wenn man ihn am aller notwendigsten benötigt.

Zumindest kann ich anfangs noch im Schatten von Straßenbäumen laufen. Das hindert mich aber nicht einen Abzweig zu übersehen, der mir ein, zwei Kilometer Umweg einbringt.

Als es auf einem blitzendweiß blendenden Schotterweg auf eine exponierte schattenlose Hochebene geht, muss ich meine Flasche leeren. Sehr bedenklich in Anbetracht der zehn Kilometer vor mir!

Meine Augen tränen ohne Sonnenbrille. Gestern war ich noch fast überzeugt von meiner Unsterblichkeit, heute wird mir meine Vergänglichkeit vor Augen geführt. Ich beschließe periodisch unter schattigen Bäumen zu rasten. Die Erholung ist erstaunlich, obwohl man ohne Wenn-und-Aber ein Königreich gegen etwas Feuchtigkeit tauschen würde.

Schneller als erwartet blinkt das Weiß eines Campingvans vor einer Bauminsel inmitten eines Meeres von Weinstöcken. Selbst einen Wasserhahn gibt es dort! Der interessiert mich jetzt aber überhaupt nicht mehr! Denn mein Coach hat den öfter geäußerten Wunsch erhört, ein paar Flachen Pils im Kühlschrank kalt zu stellen.

Kluck … Kluck! Was willst du mehr?

Routges
Routges