Von Furelos nach Arzúa

(Furelos/Arzúa, Mittwoch, 23.02.2022)

Von Furelos geht es durch Melide über das mittlerweile gewohnte Streckenprofil nach Arzúa.

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In Melide nahm ich zum ersten Mal eine Palme wahr, die auch den Namen verdient.

Der wohlbekannte Mischwald begleitet unseren Weg. Immer mit sehr viel Wasser! Trotzdem spricht man immer wieder von Wasserknappheit.

Schon kurz vor Arzúa taucht das wunderschöne Fleckchen auf. Eine Bar mit schmackhaften Speisen zumindest auf den Fotos! Wäre die Fahrerin nicht schon vorausgeeilt, hätte ich mich hier laben können.

So geht es aber hoch nach Arzúa. Ich bin heute sehr früh da. Kaffee und Kuchen in der Stadt wäre nicht schlecht. Aber die Stadt ist tot. Vor fünf Uhr nachmittags geht hier überhaupt nichts!

Von Ligonde nach Furelos

(Ligonde/Furelos, Dienstag, 22.03.2022)

Gestern erteilte die Bäuerin hysterisch dem jungen Hund vom Gehöft in Ligonde einen Rüffel, weil er eine lebende Gans den Hals zwischen den Zähnen daher schleppte. Geknickt schlich er unverstanden mit eingezogenen Schwanz von dannen, dem Federvieh seine Freiheit überlassend. Heute überwacht er Pflicht bewusst und stolz mit wehender Fahne meinen Start nach Furelos vor der Einfahrt. Die Botschaft lautet: „Komm bloß nicht noch näher!“

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Bauernhof reiht sich an Bauernhof, Kuhflade reiht sich an Kuhflade, Kuhweide reiht sich an Kuhweide. Aber immer häufiger finden sich auch reizvolle Bars am Straßenrand. Diese sind um diese Jahreszeit von Haus aus oder wegen der frühen Tageszeit noch CERRADO.

So habe ich genügend Zeit mich über die schöne Landschaft zu freuen. Zur Abwechslung bietet ein Friedhof die Gelegenheit, sich über Bestattungspraktiken Gedanken zu machen. Offensichtlich werden hier die Toten nicht eingegraben, sondern von der Seite durch die Mauer in die Gräber eingeschoben. Dies erlaubt eine Platz sparende einfache vertikale Schichtung.

Bald zeigt sich Palais de Rei im Tal. Zeit für eine erste Pause! Aber sollte man nicht zufällig am Stellplatz hinter der Stadionmauer übernachten wollen, gibt es keinen Grund länger zu verweilen. Wieder eine Menge Pilgerherbergen. Wie werden die gefüllt?

Im Schweiße meines Angesichts erreiche ich, ohne auf dem ganzen Weg einen Kollegen gesehen zu haben, den finalen Abstieg nach Furelos. Der Fahrerin ist es tatsächlich gelungen, mit unserem Kasten in den engen Dorfkern gegenüber der Brücke einzudringen. Jetzt richtet sie ihr Handy auf mich, um meinen eleganten Slalomlauf bergab zu filmen. Leider vergisst sie vor Begeisterung, den Auslöseknopf zu aktivieren. So ist dieses einmalige Dokument der Zeitgeschichte für immer verloren.

Von Portomarin nach Ligonde

(Portomarin/Ligonde, Montag, 21.03.2022)

Der Führer meiner Wahl sieht für die zwei Etappen nach Palas de Rei und Arzúa insgesamt 54 Kilometer vor. Das ist mir zu viel! Der Weg wird in drei Etappen aufgeteilt! Die erste führt nach Ligonde, das sich durch nichts anderes auszeichnet als nach einem Drittel der Strecke zu liegen.

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Der Start in Portomarin erfolgt an der Kirche, die vor der Überflutung durch den Umzug auf höher gelegenes Gebiet gerettet wurde.

Fast alle, die gestern in Sarria starteten, sind bis Portomarin gegangen. Dementsprechend wiederholt sich auch hier der Massenstart. Und morgen wird das gleiche in Palas de Rei geschehen.

Zur Entkoppelung ist es gar nicht so schlecht, heute in Ligonde zu stoppen.

Von Sarria nach Portomarin

(Sarria/Portomarin, Sonntag, 20.03.2022)

Hielt sich der Pilgerandrang zuvor in Grenzen, setzt jetzt ein Massenandrang ein. Es ist kaum zu glauben, wer sich alles an diesem schönen Frühlingssonntag auf den Weg nach Portomarin macht. Die meisten benutzen Sarria als Einstieg, um sich schnell mal die Campostella auf den letzten hundert Kilometer bis zum nächsten Wochenende zu sichern. Viele Gruppen! Mehr Frauen in jedem Alter als Männer! Wenig alte Herren!

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In Sarria gilt es erstmal den Treppenaufstieg zu meistern. Wie an einer Perlenkette aneinandergereiht ziehen die Pilger hoch. Hochmotiviert! Mancher vielleicht übermotiviert.

Die alte Steinbrücke markiert das Ende von Sarria und den Beginn einer wunderschönen gerade zum Leben erwachenden Landschaft.

Eine Engländerin will unbedingt ein Foto von mir machen. Das muß sein. Denn sonst könne ich keinem zeigen, daß ich auf dem Camino war.

Dann kommt die Bar, von der es nur noch hundert Kilometer bis Santiago sind. Eine Gruppe junger Spanier will mich in bierseeliger Laune davon überzeugen, meinen Pilgerausweis zu stempeln. Letzte Chance für die Campostella! Alle fuchteln mit ihren Ausweisen vor meiner Nase herum! Viel Gelächter! Sie verstehen mich nicht, ich versteh sie nicht! Die ganze Bar fühlt sich gut unterhalten. In meiner Not halte ich mein Handy mit dem elektronischen Pilgerpass hoch! Das wird verstanden! „Ah, Allemane!“ Mit ein paar Bemerkungen in Spanisch und viel Gelächter werde ich weiter geschickt.

In fast jedem Anwesen ist ein kunstvoller Speicher zum Trocknen der Ernte! Absolut Mäuse sicher!

Die Treppe zum über den Staudamm gelegten Portomarin ist erstiegen.

Zur Belohnung gibt es in der benachbarten Bar zwei Flaschen in Galicien gebrautes Bier und eine Portion Pulpo.

Von Triacastela nach Sarria

(Triacastela/Sarria, Samstag, 19.03.2022)

Samos hat die perfekte Lage für ein Kloster, weil es von vier Bergen eingeschlossen ist. Der Mönch schaut alternativlos nach oben gegen den Himmel. Nichts stört die intime Beziehung mit Gott.

So zumindest die Selbstdarstellung auf der Website des Klosters.

Mein Weg nach Sarria hätte auch über Samos führen können. Da ich aber die horizontale Weitsicht der vertikalen Hochsicht vorziehe, nehme ich die Variante über San Xil.

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Der happige Aufstieg dorthin wird mit einem schönen Panorama und tiefen Einblicken in die dortige Weidewirtschaft belohnt.

Wasser gibt es mehr als genug. Neue Bäche schießen spontan aus Wiesen. Manch andere Quelle wird künstlerisch umrahmt.

Der Einmarsch in Sarria mit breiten Straßen und Kreuzungen mag da wieder gar nicht so recht passen.