Von Rennertshofen bis Donauwörth

(Rennertshofen/Donauwörth, Samstag, 27.01.2011)

Auf zur fünften Etappe Finis Terrae! Raus aus Rennertshofen, an Bertoldsheim vorbei, durch Neuhausen, Schweinspoint und Kaisheim hindurch nach Donauwörth hinein.

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Der flurbereinigte Ackerbau nördlich von Bertoldsheim lässt wenig Pfähle oder Stämme für die Jakobsweg-Markierungs-Muschel. Es braucht entweder ein wenig gesunden Menschenverstand oder wie bei mir ein GPS, das einen auf den rechten Weg führt. Am Schluß hat auch die größte bisher gefunden Markierung an einem Strommasten ein wenig geholfen!

Bertholdsheim – Markierung

Trotzdem gelange ich durch Neuhausen nach Schweinspoint mit seinem Johannesstift mitten in der Landschaft. Der Traktorverkehr bei meiner Ankunft ist auffallend. Das ganze Dorf scheint unterwegs. Die große Ansammlung in der Ortsmitte halte ich für die Verabredung zu einer Treibjagd. Hoffentlich nicht auf Wanderer! Später überholt mich der Tross von bestimmt mehr als zwanzig Dieselrossen am Ortsausgang und ich fürchte schon, dass mein Weg durch das Jagdgebiet ihrer Wahl führen wird. Im Wald treffe ich tatsächlich wieder auf die Gesellschaft. Aber nicht beim Treiben, sondern beim gemeinschaftlichen Sägen, Hacken, Pflöcken, Holzschlichten! Und das mit einen Eifer, als ob sie dafür direkt in das Himmelreich eingingen. Funktionierende Dorfgemeinschaft bei der Pflege des gemeinsamen Eigentums? Fortführung des mittelalterlichen Frondienstes für das Kloster???

Schweinspoint – Treiben im Wald

Es wird jetzt immer kälter und ich beginne, in den Fingern zu frieren. Jetzt beschäftige ich mich nur mit der Frage, soll ich meine Handschuhe anziehen oder nicht? Ich entscheide mich am Schluß für Nein, weil ich ansonsten anhalten müsste, um sie aus meinem Rucksack zu holen.

Nach Kaisheim führt der Weg wiederum über kilometerlange, schnurgerade Forstwege. Mit den Erfahrungen der letzten Etappen rätsle ich über die Kriterien bei der Auswahl der Route für den Ostbayerischen Jakobsweg. Auf jeden Fall freue mich ab sofort überjeden Nicht-Forst-Kilometer.

Denn Forst ist nicht Wald! Der Ostbayerische Jakobsweg ist nicht historisch gewachsen. Er ist auf der Landkarte designed, mit dem Ziel dem lokalen Tourismus auf die Beine zu helfen. Das ist legitim. Trotzdem braucht eine Pilgerroute auf die Dauer ein Charisma. Die Zukunft wird zeigen, ob diese Route es entwickelt.

In Kaisheim befindet sich auf dem ehemaligen Klostergelände ein Gefängnis. Kontraste wie dieser mögen dabei behilflich sein.

Kaisheim -ehemaliges Kloster
Kaisheim – Blick zurück

Nach Donauwörth ist der Forstweg natürlich die erste Wahl! Die Ankunft dort ist ein freudiges Ereignis. Der erste kleine Meilenstein ist erreicht und wird im Goldenen Hirschen mit einem schwäbischen Gericht aus Zwiebelrostbraten mit Käsepatzen gefeiert. Wirklich Klasse war der anschließende Eiskrapfen und die überbackenen Marzipanzwetschgen als Nachspeise.

Donauwörth

Bald soll es auf dem Augsburger Jakobsweg weitergehen.

Von Eichstätt bis Rennertshofen

(Eichstätt/Rennertshofen, Samstag, 20.01.2011)

Nach der ersten Arbeitwoche im neuen Jahr bin ich reif für meine vierte Etappe zum Ende der Welt von Eichstätt über Bergen nach Rennertshofen.

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Mit der Deutschen Bahn kehre ich zum Start nach Eichstätt zurück. Das geht natürlich nicht wie geplant, sondern nur mit Verspätung. So mache ich mich erst nach dem Mittag auf dem Weg. Klar werde ich mein Ziel erst nach Anbruch der Dunkelheit erreichen. Vielleicht muss ich sogar vorher abrechen.

Von Bahnhof aus geht es gleich steil bergauf auf den Frauenberg. Ein schöner Rückblick entlohnt für die Mühe.

EIchstätt vom Frauenberg

Das ganze Altmühltal ist an diesem Wochenende überschwemmt. Die nicht alltägliche Szene zeigt sich auch auf der der Stadt gegenüberliegenden Seite des Frauenbergs.

Eichstätt Hochwasser

Mit den Ausblicken ist es dann vorbei. Es geht in den Wald. Daneben werde ich bis Bergen nur einen Bahnkörper und zwei einsame Gehöfte sehen. Im Nirgendwo taucht dann das Dorf mit der überdimensionierten Kirche aus dem Urdonautal auf. Bei aller inneren Pracht scheint es für einen Turm außen nicht mehr gereicht zu haben.

Wallfahrtkirche Bergen

Die Kirche dient der Verehrung des Heiligen Kreuzes. Zu meiner Schande sagt mir das nicht sehr viel. Auf dem Deckenfresko scheinen jedoch katholische Pfarrer als terrestrische Repräsentanten zusammen mit einem himmlischen Engel unter wohlwollender Leitung einer gut gekleideten Gestalt im Bischofsornat ein wahrscheinlich ganz besonderes Kreuz vor einer Kalamität zu bewahren. Die Message ist wohl: “ Ach wie gut, dass es Priester und Bischöfe gibt!“

Gott sei Dank ist da auch noch eine Krippe. Die Geschichte, die sie erzählt, erschließt sich mir einfacher. Deshalb werde ich mehr und mehr zum Krippenfan!

Bergen Krippe

Der weitere Weg führt an den Abbaustellen der Neuburger Kieselerde vorbei direkt in die Dunkelheit. Der zunehmende Mond in der klaren Nacht leuchtet aber ausreichend. Leider kann ich eine Höhle bei Mauern und die Wachholderhänge vor Rennertshofen nur noch schemenhaft erkennen. Aber ich komme ja wieder.

Mauern Sonnenuntergang

Von Stammham nach Eichstätt

(Stammham/Eichstätt, Mittwoch, 05.01.2011)

Nach Stammham zurückgekehrt geht es auf die dritte Finis Terrae Etappe über Böhmfeld und Pfünz nach Eichstätt.

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Auch heute heißt es wieder, wo ein Harvester war, da ist auch ein Weg. Der Harvester macht den Weg frei. So wie ich diese Maschinen im Sommer hasse, garantieren sie jetzt, dass die Wege gut begehbar sind. Zumindest im Wald! Außerhalb braucht man mal schon einen Pferdeschlitten für den gleichen Zweck.

Vor Böhmfeld glaube ich mich eher auf einer Expedition zum Südpol. Schnurgerade geht es in einer Schneewüste ohne Baum und Strauch durch die diesige, frostige Luft.

Der Einzug in Böhmfeld gleicht dem in ein Geisterdorf: kein Mensch, kein fahrendes Auto, Wirtshaus geschlossen. Fehlt nur noch die begleitende Musik von Spiel mir das Lied vom Tod! Doch dann wirbt eine Metzgerei für Schäufele mit Knödel: 4,20 Euro. Ein eindeutiger Hinweis für Leben! Nach Verlassen des Dorfes bekräftigt dies ein Holunderbusch als erstes sichtbares Zeichen von Vegetation.

Mittlerweile bereue ich es, an der Metzgerei vorbeigegangen zu sein. Vor lauter Frust setze ich mich bei ungefähr minus zehn Grad auf die Bank eines an der Spur liegenden Obstgartens und verzehre meine ganze mitgebrachte Essenration auf einmal. Offensichtlich reagiere ich auf ernährungsphysiologische Reize intensiver als auf spirituelle!

Doch dann setzt der Himmel ein Zeichen, und lässt die Sonne durch den Konvektionsnebel brechen. Ich gehe durch eine Zauberlandschaft ins Altmühltal vorbei am bizarren Dorf Pfünz mit seinem Kastel bis in das beeindruckende Eichstätt. Hier lohnt sich ein längerer Aufenthalt mit Besichtigung des Doms und der Willibaldsburg mit den ausgestellten Fossilien.

Von Altmannstein nach Stammham

(Altmannstein/Stammham, Montag, 03.01.2011)

Die zweite Etappe zum Finis Terrae benutzt auf dem Ostbayerischen Jakobsweg den Abschnitt von Altmannstein über Bettbrunn nach Stammham.

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Ich habe volles Vertrauen, dass die Bayerische Staatsforsten den Schnee ordentlich von ihren Wegen im Köschinger Forst räumen. Und ich werde nicht enttäuscht. Bis auf wenige Stellen beim Aufstieg in Altmannstein und später außerhalb des Waldes, in denen ich schon mal bis zu den Knien versinke, kann ich einen halben Tag lang bequem durch den Winterwald zu spazieren.

Am Morgen hat zudem eine dünne Schicht Pulverschnee viele alte Spuren beseitigt. Vor mir liegt eine scheinbar saubere Welt. Jemand scheint es besonders gut mit mir zu meinen. Die bayerische Verwaltung schließe ich in diesem Fall aus. Oder mehr Dusel als Verstand!

Keine Spur! Aber trotzdem leuchtet ein Licht!

Ein Wegweiser zeigt mir die verbleibende Entfernung nach Santiago: 2600 km. Ich muss schon jetzt meine Planung revidieren.

Die Pyramiden für den Frieden in der Welt hätte ich unter dem Schnee fast übersehen. Leider konnte ich bei all der weißen Pracht auch keinen Stein finden. Beim nächsten Mal werde ich einen von der Kiesbank vor dem Kloster Weltenburg dabei haben!

Von Riedenburg bis Altmannstein

(Riedenburg/Altmannstein, Samstag, 01.01.2011)

Von Riedenburg nach Altmannstein führt meine erste Etappe auf dem Weg zum Finis Terre.

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Dorthin sind es grob geschätzt 2000 km. Bei 25 km pro Tag wird man also 80 Tage benötigen. (Nachtrag: eher sind es 3000 km und 100 Tage)

Das geographische Ende will ich natürlich vor meinem biologischen Ende erreichen. Laut dem Rechner einer Versicherungsgesellschaft beträgt meine Lebenserwartung zur Zeit noch 35 Jahre. Da das Ziel nur per pedes erreicht werden darf, und deshalb ein Minimum an köperlicher Belastbarkeit möglich sein muß, scheinen die nächsten 20 Jahre für die Durchführung mit dem Abschluß in 2030 realistisch.

Pro Jahr müssen also vier Tage eingeplant werden. Als Sicherheitszuschlag wird ein zusätzlicher Tag gewährt. Fünf Tage im Jahr ist mir das Erreichen des Ziels auch in Anbetracht anderweitger Verpflichtungen schon wert.

Zweckmäßigerweise beginnt eine Reise an das Ende der Welt am Ort eines Anfangs. In Ermangelung eines Besseren soll dies der Ort sein, an dem ich auf diese Welt kam: dem ehemaligen Riedenburger Kreiskrankenhaus und jetzigem Kurhaus.

Hinter den Mauern im ersten Stock befand sich der Kreissaal. Früher war da auch noch ein Fenster, von dem zum Beispiel die Hebamme uns auf der Straße wartenden Kindern mitteilte, dass wir ein „neues Brüderlein“ hätten. Spurlos verschwunden!

Durch Riedenburg geht es über den tiefverschneiten alten Bahndamm nach Altmannstein.

Rosenburg

Der viele Schnee macht nicht nur den an sich leichten Weg zu einer Strapaze, sondern auch die gewohnten Wahrzeichen zu einem besonderen Anblick.

Schambach
Hexenagger
Altmannstein

Von Altmannstein geht es in den nächsten Tagen weiter auf dem Ostbayerischen Jakobsweg nach Donauwörth.