Von Tafers bis Fribourg

(Tafers/Fribourg, Freitag, 28.09.2012)

In einem kurzen Freitagvormittagspaziergang geht es von Tafers nach Fribourg. Am Nachmittag will ich die Stadt besichtigen.

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In Tafers starte ich an der schönen Jakobskapelle. Hier wird die Pilgergeschichte von dem Sohn, der sich anstelle seines aufgrund einer weiblichen Intrige zu Unrecht des Diebstahls verdächtigten Vaters aufhängen ließ, in Bildern dargestellt. Der Vater setzte trotzdem seinen Weg nach Compostella fort …

Ich lerne daraus: „Setzte den Weg zunächst nach Freiburg fort!“

Von Rüeggisberg bis Tafers

(Rüegisberg/Tafers, Donnerstag, 27.09.2012)

Es ist Donnerstag. Es ist kühl, aber sonnig. Ideales Wetter um die Strecke von Rüeggisberg nach Tafers kurz vor Fribourg über Schwarzenburg in Angriff zu nehmen.

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Über dem Startort liegt das laute Gebrüll hunderter von Kühen. Am Ortsausgang findet auf einem Parkplatz eine Kuhkörung statt. Die Tiere werden an einer züchterischen Idealkuh gemessen. Je mehr Übereinstimmung desto höher ihr Wert und umgekehrt. Den Besitzern winken nicht nur überdimesionale Kuhglocken als Preise. Viel wichtiger ist wahrscheinlich der Prestigezuwachs und den Nachbarbauern zu übertrumpfen.

Die Viecher sind herausgeputzt im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe nun schon einige Kühe gesehen, aber so gestylte nun doch noch nicht. Wurzelbürsten zur Entfernung des letzten Staubkorns auf den schneeweißen Eutern und Haarspraydosen zur Fixierung der Striegelrichtung des Felles, um kleinere Mängel zu kaschieren und Stärken zu betonen, sind die Standardaccessoires. Für den Bewerter heißt es da natürlich genau hinschauen. Die Sache ist sehr ernst.

Lange schallt es von den Kühen noch beim Abstieg in die Schwarzwasserschlucht, von der es dann wieder Richtung Schwarzenburg aufzusteigen gilt. Auf der freien Hochebene weht plötzlich ein starker,kalter Wind direkt von vorn. Meinen Strohhut hält es nicht auf dem Kopf. Sein ständiges Einfangen nervt, und er landet auf dem Rucksack, obwohl ein Schutz gegen die intensive Sonnenstrahlung durchaus wünschenswert wäre.

Überraschender Weise führt der Jakobsweg nicht mehr über die von weiten sichtbare imposante Kirche und an Schwarzenburg vorbei. Stattdessen führt er direkt in die Ortschaft. So kann auch ich ein paar Franken der dortigen Wirtschaft durch den Erwerb und Verzehr eines Rindergulasches hinterlassen. So gestärkt ist der Abstieg in die Senseschlucht auf historischem Weg leicht.

In tausenden von Jahren hat sich der Fluss in den Sandstein gefressen. Der Mensch anderseits konnte schon früh Wege nach seinen Bedürfnissen aus dem weichen Molassesediment schneiden.

Nochmals geht es über die Hochebene von Heitenried und St.Antoni nach Westen bevor Tafers in einer Niederung dann endlich erreicht ist. Der Westwind ist jetzt zwar warm aber trotzdem so stark, dass Radfahrer absteigen und ihr Vehikel schieben. Ich konnte sie überholen.

Von Amsoldingen bis Rüeggisberg

(Amsoldigen/Rüeggisberg, Mittwoch, 26.09.2012)

Heute ist Mittwoch und es geht von der Kirche in Amsoldingen nach Rüeggisberg.

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Die alpinen Gipfel geraten mehr und mehr aus dem Focus. Das Grün der Wiesen prägt die Landschaft. Die touristische Hektik am Brienzer und Thuner See ersetzt eine streckenweise fast unglaubliche Stille mit einem beruhigenden Gebimmel der Kuhglocken.

In Rigisbach erlebe ich durch Zufall den Abtrieb einiger Kühe von der Alp. Nicht nur die Treiber sind ausgelassen, auch den Kühen scheint die Rückkehr in den nahen Stall Flügel zu verleihen.

Nach Rüeggisberg gilt es einen steilen Anstieg zu erklimmen. Von der Ferne droht noch eine Dusche zum Abschluss.

Die dortige alte Klosterruine erreiche ich nicht regennass aber doch schweißgebadet.

Ein Bären-Steak mit zwei Stangen Bier im gleichnamigen Gasthof ist der genussvolle Abschluss der Etappe.

Von Merligen bis Amsoldingen

(Merligen/Amsoldigen, Dienstag, 25.09.2012)

Nach einer ruhigen Nacht im Gästehaus Seeblick des Schweizer Ausbildungszentrum für die Fleischwirtschaft in Spiez (Preise außen vor) geht es mit dem Schiff zurück über den See nach Merligen. Heute gilt es, von dort über Thun nach Amsoldingen zu gelangen.

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In zwar kurzen, aber sehr steilen Anstiegen und Abstiegen geht es ab der Schiffsanlegestelle zwischen Edelwohnlagen und Weinbergen in der Höhe sowie Ortszentren in Seehöhe auf und ab Richtung Thun.

Später führt der Weg ab Oberhofen vor Thun, durch Thun und nach Thun nur noch am See entlang. Der Wanderer kann das Treiben auf der Seepromenade bei dem schönen Wetter genießen. Er versteht bei diesen milden Temperaturen, warum die Palmen dort so gut gedeihen.

Aus der Ferne erkennt man Eiger, Mönch und Jungfrau besser als vom nahen Interlaken.

Nach Gwatt gilt es dann nochmals zwei Bergrücken zu überwinden bis der Weg dann leicht nach Amsoldingen abfällt.

Die Etappe endet in der imposanten Schlichtheit der romanischen Basilika St.Mauritius aus dem 7./8.Jahrhundert. Kein Gold, kein Silber! Mit einem zentralen Taufstein konzentriert sie sich auf das Wesentliche. Eine überzeugende Dokumentation von: „Sein Reich ist nicht von dieser Welt!

Von Iseltwald bis Merligen

(Iseltwald/Merligen, Montag, 24.09.2012)

Nach mehr als drei Monaten kehre ich nach Iseltwald zurück, um jetzt das nachzuholen, was im Sommer schmerzbedingt verwehrt war. Heute soll es auf dem Jakobsweg bis nach Merligen gehen, in den nächsten Tagen bis nach Fribourg.

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Auf der Straße, die ich damals im schweizerischen Postauto befuhr, gehe ich heute auf Schusters Rappen dem Brienzer See entlang. Wie schon im Sommer wieder unter dem Regenschirm! Just als ich die ersten Schritte mache, fängt es aus allen Kübeln zu schütten an! Hoffentlich ist damit das Kontingent an Gemeinsamkeiten ausgeschöpft.

Interlaken ist zunächst aus der Ferne nur hinter einem Schleier erkennbar. Ähnlichkeiten mit Bildern vom Vierwaldstätter See sind zufällig!

Entlang der Aach betrete ich Interlaken. Schiffe fahren hier rückwärts, weil Wendemanöver auf dem engen Zufluss vom Thuner See wahrscheinlich zu beschwerlich sind.

Mein Wanderweg setzt sich auf der Hauptflaniermeile zwischen den Bahnhöfen Ost und West fort. Grande Hotel, Hotel Royal, Hotel Savoy … künden von der großen Zeit der 20-er Jahre. Heute für mich eher Attrappen wie ausgestopfte Saurier in einem Dinopark! Auf jeden Fall hat der sich ebenfalls sehr mondän gebende McDonald die meisten Besucher.

Der Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau ist heute leider getrübt.

Freilich gibt es hier auf dem Weg nach Merligen genügend anderes Hingucker.