Von Fisterra nach Finis-Terre

(Fisterra/Finis-Terre, Freitag, 01.04.2022)

Das Ende der Erde wird heute am Kap FinisTerre erreicht. Es ist nahe und nicht mehr weit.

Download GPX

Zur letzten Etappe verlasse ich Fisterra bei der Kirche Santa Maria.

Eigentlich habe ich mir den Weg zum Ende der Welt in der Phantasie wilder ausgemalt und zum Schluß ist es in der Realität ganz leicht.

Fast am Ende!

Noch ein paar Meter bis zum Leuchtturm!

Das ist das Ende der Welt neben dem Leuchtturm. Fast der westlichste Punkt auf dem europäischen Kontinent!

Es ist vollbracht!

Von Capilla-das-Neves nach Fisterra

(Capilla-das-Neves/Fisterra, Donnerstag, 31.03.2022)

Bevor die Kühe aus dem Nachbardorf an unserem Kasten vorbei auf die Weide ziehen und dabei der Versuchung erliegen, ihre Hinterteile an unseren Außenspiegeln zu scheuern, brechen wir auf getrennten Wegen nach Fisterra auf.

Download GPX

Für mich bedeutet das zuerst Anstieg. Zur Schonung lasse ich es langsam angehen. Körper und Geist schalten daraufhin in eine eine Art Schlafgang und lassen jegliche Frische verschwinden.

So schleppe ich mich an der Capela da San Pedro Mátir vorbei. Der merkwürdige assoziierte Bühnenkomplex mitten im Wald lässt auf das ein-oder-andere weltliche Event zu Ehren des Heiligen schließen.

Mit dem ersten weiten Ausblick auf das Meer leitet sich ein langer, nicht unbedingt bequemer Abstieg ein. Oft stoßen die Zehen gegen die Schuhspitzen und erhöhen Angst und Schrecken vor blauen Nägeln.

Unten empfängt einen Cee mit einfachen Häuserfassaden, die in der Farbkomposition fast schon wieder interessant sind.

Ich folge nicht dem offiziellen Weg, sondern bummle an der Bucht entlang. Der Anblick des ersten Sandstrandes im Kontrast zu den Bäumen, Büschen, Gräsern, Felsen, Pfützen, Kühen der letzten Tage vermittelt Erhabenheit. Aufbruchstimmung liegt in der Luft, obwohl das Finale nahe ist.

Es bedarf eines weiteren Anstiegs, um Fisterra mit seinem langen Stand in der nächsten Bucht vor Augen zu haben.

Bis dorthin ist es noch weit. Für Aussicht auf ausgewaschene Felsen und feinen Sand bedarf es weiterer Mühen.

Fisterra mag sich seinen langen Strandes glücklich schätzen. Für mich ist er noch ein langer, wenn auch sehr eindrucksvoller Weg mit Ausblick auf gehobenere Restaurants und Unterkünfte zum anderen Ende.

Von Santa-Marina nach Capilla-das-Neves

(Santa-Marina/Capilla-das-Neves, Mittwoch, 30.03.2022)

Vom Kuhdorf Santa-Marina gehe ich zur in der Mitte der Abgeschiedenheit liegenden Capilla-das-Neves, die genau einmal im Jahr im September zum Patronatsfest erwacht.

Download GPX

In der Nacht hat es stark abgekühlt. Nebelfelder umgeben unseren Stellplatz bei Sonnenaufgang. Der Himmel hoch ist heiter und verspricht einen schönen Frühlingstag. Locker und leicht setze ich die ersten Schritte.

Es kommt zu einem Auf-und-Ab mit einigen giftigen Rampen. Der Eukalyptusduft der letzten Tage wird durch den Geruch der ausgebrachten Gülle ersetzt. Die Wiesen sind zum ersten Mal gemäht und gedüngt. Ähnliches wird in Bayern erst Mitte Mai geschehen.

Liebevoll im alten Stil restaurierte Horrés begleiten den Weg. Sie dienen wohl eher dem Ausdruck der Heimatverbundenheit als einem wirtschaftlichen Zweck

In Ponte Oliveira mache ich Rast. Ich setze mich zu einer Gruppe, die ich für Pilger halte. Es sind aber Gemeindearbeiter, die damit beschäftigt sind, Picknickplätze zum Saisonbeginn auf Vordermann zu bringen. Genau eine Minute bevor der Chef zur Dienstaufsicht eintrifft, sind alle voll im Einsatz. Gras und Äste fliegen nur so durch die Gegend. Sichtlich zufrieden zieht der Kontrolleur mit seinem Dienstfahrzeug von dannen.

Bis Oliveira schützt ein weißer Markierungsstreifen vor entgegenkommenden Autos. Dort sieht der Überlebende eine mit Geldern der EU erstellte breite Einfallstraße mit Prachtmauer und großen Namenszug, die den kosmopolitischen Ehrgeiz des Dorfes betont.

Ich verlasse das Dorf über einen glasklaren Wildbach, der sich in einem See mit vielen Wasserpflanzen verliert.

Wiedereinmal führt der Weg steil nach oben. Der Wald wird spärlicher. Es macht sich eine Ginsterheide breit, aus der von früheren Gletschern glatt geschliffene Granitblöcke herausragen. Es eröffnet sich ein faszinierender Ausblick in einen tief ausgeschürften meandernden Canyon, in dem das Wasser aus dem Stausee reißend abfließt.

Irgendwie bin ich froh, nicht mehr im Eukalyptus herumzustreifen. Ich genieße die Weite und saubere Luft.

Das Kreuz mitten auf der Straße erinnert mich, eigentlich bewege ich mich auf christlichen Pfaden. Davon war in letzter Zeit nicht viel zu spüren. Herbergen und Bars haben den verschlossenen Kirchen den Rang abgelaufen.

Da trifft es sich gut die Nacht an der Capilla-das-Noves zu verbringen mit genügend Zeit, darüber nachzusinnen, was sich hier in den letzten Jahrhunderten alles ereignet haben mag.

Von Negreira nach Santa-Marina

(Negreira/Santa-Marina, Dienstag, 29.03.2022)

Negreira ist eine spanische Kleinstadt mit einer Art Prachtstraße aus globigsten Kopfsteinen und einem großen Parkplatz an einem Ende. Die Abrollgeräusche von Fahrzeugen stören die Nachtruhe in dort abgestellten Wohnmobilen.

Santa-Marina ist ein Dorf, das in der Hauptsache aus Kuhställen besteht. Entscheidend ist, es ist ungefähr zwanzig Kilometer von Negreira entfernt und wird deshalb zum Zielort erhoben.

Download GPX

Im Rückblick ist Negreira freilich schön gelegen. Das ist hier aber kein Alleinstellungsmerkmal.

Nun gibt es fast nur noch Eukalyptuswälder. Der dauernde intensive Geruch ist schon etwas Besonderes.

In SantaMarina ist eine ganz alte Wallfahrtskirche. Wegen einer Beerdigung allerdings Off-Limits!

Von Santiago nach Negreira

(Santiago-de-Compostela/Negreira, Montag, 28.03.2022)

Wir hatten ein schönes Wochenende in Santiago. Der Samstag war Geh frei und die meiste Zeit döste ich im Liegestuhl vor dem Kasten in der warmen Frühlingssonne. Am Sonntag ging es mit dem Bus für einen Euro wieder nach Santiago, wo der Bischof den Pilgern in der Messe höchstpersönlich die Leviten las. Danach hatte ich das Bedürfnis, einen großen Haufen Pommes aufzunehmen. Dieser war nur zusammen mit einem Steak zu erhalten. Es geriet durch die spanische Zubereitung zu zäh wie die Predigt des Bischofs zu lang.

War ich mir am Freitag noch gar nicht so sicher, so reifte am Tag darauf dann doch schnell der Entschluss zum Finis Terre zu wandern. Am ersten Tag geht es dazu von Santiago nach Negreira.

Download GPX

Ich verlasse Santiago nach Westen über Ponte Sareia.

Es geht ziemlich wellig dahin. Aber es läuft sich gut nach zwei Tagen Pause: kein Spannen im rechten Knie, kein Brennen im rechten Oberschenkel, kein Zwicken des linken Ischias, keine drückende Blasen. Da reift schon mal der Gedanke, doch einmal wieder dreißig Kilometer abzureißen.

Außerdem hat mir die Fahrerin eine kurze Wanderhose gekauft. Ein wirklicher Glücksfall in Anbetracht der warmen Temperaturen.

Guter Dinge blicke ich noch einmal nach Santiago zurück.

Nach den Wellen im Eukalyptuswald steige ich stetig nach Augapesa ab ins Tal. Vor mir tut sich quer ein Bergrücken auf und ich ahne, den gilt es wohl zu erklimmen. So ist es auch. Über Kilometer geht es gerade bergauf.

Oben in Carballo werden Stiere für die Arena gezüchtet. Man ist eingeladen, Fotos zu schießen. Ich kann mich nicht für die dazu notwendigen zusätzlichen Schritte entschließen.

Gott sei Dank liegt Ponte Macreia direkt auf dem Weg. Hier ist es mit Zücken der Kamera getan. Dort ist es wunderschön.

Leider muss ich weiter nach Negreira. Eine psychische und physische Folter entlang einer viel befahrenen Straße und einer Bergkuppe mit Auf- und Abstieg.