Von Santa-Marina nach Capilla-das-Neves

(Santa-Marina/Capilla-das-Neves, Mittwoch, 30.03.2022)

Vom Kuhdorf Santa-Marina gehe ich zur in der Mitte der Abgeschiedenheit liegenden Capilla-das-Neves, die genau einmal im Jahr im September zum Patronatsfest erwacht.

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In der Nacht hat es stark abgekühlt. Nebelfelder umgeben unseren Stellplatz bei Sonnenaufgang. Der Himmel hoch ist heiter und verspricht einen schönen Frühlingstag. Locker und leicht setze ich die ersten Schritte.

Es kommt zu einem Auf-und-Ab mit einigen giftigen Rampen. Der Eukalyptusduft der letzten Tage wird durch den Geruch der ausgebrachten Gülle ersetzt. Die Wiesen sind zum ersten Mal gemäht und gedüngt. Ähnliches wird in Bayern erst Mitte Mai geschehen.

Liebevoll im alten Stil restaurierte Horrés begleiten den Weg. Sie dienen wohl eher dem Ausdruck der Heimatverbundenheit als einem wirtschaftlichen Zweck

In Ponte Oliveira mache ich Rast. Ich setze mich zu einer Gruppe, die ich für Pilger halte. Es sind aber Gemeindearbeiter, die damit beschäftigt sind, Picknickplätze zum Saisonbeginn auf Vordermann zu bringen. Genau eine Minute bevor der Chef zur Dienstaufsicht eintrifft, sind alle voll im Einsatz. Gras und Äste fliegen nur so durch die Gegend. Sichtlich zufrieden zieht der Kontrolleur mit seinem Dienstfahrzeug von dannen.

Bis Oliveira schützt ein weißer Markierungsstreifen vor entgegenkommenden Autos. Dort sieht der Überlebende eine mit Geldern der EU erstellte breite Einfallstraße mit Prachtmauer und großen Namenszug, die den kosmopolitischen Ehrgeiz des Dorfes betont.

Ich verlasse das Dorf über einen glasklaren Wildbach, der sich in einem See mit vielen Wasserpflanzen verliert.

Wiedereinmal führt der Weg steil nach oben. Der Wald wird spärlicher. Es macht sich eine Ginsterheide breit, aus der von früheren Gletschern glatt geschliffene Granitblöcke herausragen. Es eröffnet sich ein faszinierender Ausblick in einen tief ausgeschürften meandernden Canyon, in dem das Wasser aus dem Stausee reißend abfließt.

Irgendwie bin ich froh, nicht mehr im Eukalyptus herumzustreifen. Ich genieße die Weite und saubere Luft.

Das Kreuz mitten auf der Straße erinnert mich, eigentlich bewege ich mich auf christlichen Pfaden. Davon war in letzter Zeit nicht viel zu spüren. Herbergen und Bars haben den verschlossenen Kirchen den Rang abgelaufen.

Da trifft es sich gut die Nacht an der Capilla-das-Noves zu verbringen mit genügend Zeit, darüber nachzusinnen, was sich hier in den letzten Jahrhunderten alles ereignet haben mag.