Von La Cote Saint Andrè bis Revel Tourdan

(La Cote Saint Andrè/Revel Tourdan, Donnerstag, 23.06.2016)

Nach zwölf Stunden Anfahrt ist der letztjährige Ziel- und diesjährige Ausgangsort für den zweiten Abschnitt auf der Via Gebenensis mit La Côte de André erreicht. In den nächsten Tagen soll zumindest Le Puy en Valley erreicht werden.

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Auch heuer setze ich wieder auf ein Gîte-de-Etappe-mobile mit meiner bewährten persönlichen Herbergsfrau. Selbstverständlich gibt es auch in Frankreich gute stationäre Übernachtungsmöglichkeiten, doch meistens dann nicht, wenn sie am notwendigsten sind. Auf das mehrstimmige Geschnarche angehaucht mit süßlichen Dunst ausströmenden Wandersocken und sonstigen Unterkunftsphänomenen kann ich im Gegensatz zu Jakobswegromantikern gerne verzichten. Schließlich gehöre ich zu einer Generation, die noch gedient hat und dies von Amtswegen erleben durfte!

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Zu jenen Zeiten hätte der folgende Marsch nicht stattgefunden, körperliche Aktivitäten waren bei Temperaturen um die vierzig Grad verboten. Hitze kann ich aber gut ab, solange mir ausreichend Flüssiges zur Verfügung steht. Wie hieß es: „Alles was nicht tötet, macht nur noch härter.“

So mache ich mich dann vom Denkmal für Berlioz auf den Weg nach Revel-Tourdan. Mit Schande gestehe ich, ein ganzes Jahr ist verstrichen, ohne mir etwas vom Komponisten anzuhören. Allein ich errinnere mich, anfangs des 19.Jahrhundert wurde sein Talent erkannt.

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Was war denn da noch? Zur gleichen Zeit wollte ein anderer eine Weltherrschaft errichten. War nicht die Schlacht von Eggmühl 1816? Während hier ein kleiner Franzose musizierte und komponierte, schaute ein anderer kleiner Franzose von einem kleinen Hügel im fernen Bayern aus zu, wie 18000 Soldaten krepierten. Auch für sie gibt es ein Denkmal: ein großer Hügel mit ihren Knochen.

Hausmauern und Bäume bieten genügend Schatten für einen ertragbaren Transfer nach Omacieux.

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Beim Blick zurück stellt sich Frage nach der Enstehung des weitläufigen Tales.

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Der Belag der nicht geteerten Wege besteht fast ausschließlich aus etwa Schädel großen, kugeligen Steinen. Daraus schließe ich, dass ein Gletscher einmal das Tal ausräumte und das Geröll durch ständiges Schieben geschliffen insbesondere an den Rändern ablagerte. Diese dienen nun nicht nur als billiges Wegmaterial, sondern auch zur Verzierung von Hausmauern.

Unangenehm beim Gehen ist, dass der Fuß nicht plan, sondern verkantet aufsetzt mit ständiger Knickgefahr. Und das geht nun so bis zur Rhone!

Der weitere Weg scheint nur zur Bestätigung meiner These geplant. Zur optischen Veranschaulichung der geologischen Bodenschichten in Seitenaufbrüchen führt er mehrmals in vom Regenwasser ausgeschwemmten Rinnen zu den höchsten Stellen der Ränder (mit Atem beraubenden Ausblicken bis in die Alpen) und den tiefsten Stellen der Sohle wie in Faramans (allerdings mit Badeverbot).

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Die letzten Kilometer auf dem Kamm vor Revel werden so doch noch zur Tortur. Gut zu wissen, dass alles für eine Ankunft im Schlosspark vorbereitet ist!

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